Futures Beauty Contest

Seit kurzem mache ich ja so etwas ähnliches wie Kunst und zwar aus zeitgenössischen Versatzstücken, die kombiniert und teils neu kontextualisiert werden. Ob die Schöpfungshöhe angemessen hoch ist, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.

Heute geht’s um das abgebildete Werk „Futures Beauty Contest“. Basis dafür sind Keynesian Beauty Contest, der Szenariotrichter aus der Zukunftforschung und ein Sprachrohr, womit die Geschichte eigentlich auch schon erzählt wäre.

Kontext zu Futures Beauty Contest

Zunächst: „Futures“ ist hier als Plural zu verstehen. Dass die Form des Szenariotrichters im Prinzip jener des Sprachrohrs entspricht, ist in diesem Fall kein Zufall. In ihr integrieren sich die Auseinandersetzung mit dem Zukünftigen sowie mit der dafür erforderlichen Kommunikation.

Wozu ein Sprachrohr dient, muss vermutlich nicht näher erläutert werden, beim Szenariotrichter schadet’s vielleicht nicht: Ein bisschen verhält sich’s damit wie beim Wetter. Je weniger weit die Vorausschau, desto enger ist der Bereich der möglichen Abweichung, je weiter man „in die Zukunft blickt“, desto größer wird dieser Bereich. Das sollte für’s Grundverständnis an dieser Stelle reichen.

Keynesian Beauty Contest

Fehlt noch das Versatzstück „Keynesian Beauty Contest“: Hierbei handelt es sich um einen spieltheoretischen Ansatz, bei dem es darum geht, die hübschesten Gesichter zu bestimmen. John Maynard Keynes hielt dazu Folgendes fest:

„It is not a case of choosing those [faces] that, to the best of one’s judgment, are really the prettiest, nor even those that average opinion genuinely thinks the prettiest. We have reached the third degree where we devote our intelligences to anticipating what average opinion expects the average opinion to be. And there are some, I believe, who practice the fourth, fifth and higher degrees.“

Keynes, General Theory of Employment, Interest and Money, 1936

Dieses Prinzip ist auf sehr viel Gegenwärtiges anwendbar, seien es Aktienkurse oder die Auswahl des „passenden“ Fotos auf Social Media. Hashtag #Authenticity.

Warum nun aber der Beauty Contest der Zukünfte?

…weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass wir es bei der Antizipation des Zukünftigen in der überwiegenden Zahl der Fälle ebenfalls mit einer „Logik“ dritter (oder vierter oder fünfter etc.) Ordnung zu tun haben, der folgend es vielmehr darum geht, die vorherrschende Antizipation über Zukunft korrekt zu antizipieren, als diese selbst. Der Grund dafür kann zum Beispiel Opportunismus, Angst vor Fehlprognosen (was absurd ist, weil jegliche Prognose eine Fehlprognose sein wird – und das ist nichtmal schlecht) oder Profitstreben sein.

It’s not about decovering what the future is going to be
nor what average opinion thinks the future is going to be.
It’s about anticipating what average opinion expects
the average opinion about the future to be.

Dieses Arrangement mit dem als fast schon hegemonial angenommenen Zukunft-Narrativ ist ein Zeichen der Zeit. Dabei wäre es gerade bei der Befassung mit der Zukunft erheblich hilf- und aufschlussreicher, dominante Erzählungen der Zukunft zu dekonstruieren, sie bewusst aufzubrechen oder gar einen großen Bogen darum zu machen. Insbesondere um die lautesten.

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