Kommunikation nach Watzlawick

Menschliche Kommunikation und Paul Watzlawick sind untrennbar miteinander verbunden. Zumindest, wenn man Kommunikation verstehen will. Seine Bücher sind absolute Standardwerke vollgestopft mit Erkenntnis. Im Wesentlichen beinhaltet Kommunikation nach Watzlawick fünf Axiome. Eine kompakte Definition:

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Dieses Paradoxon fällt vielen Menschen wohl als erstes ein, wenn sie an Paul Watzlawick denken. Dieses Beispiel ist aber nur eines von fünf Axiomen, die der Wissenschaftler als Grundlage seiner Kommunikationstheorie identifiziert hat.

Kommunikation nach Watzlawick: fünf Axiome

Axiom 1:

„Man kann nicht nicht kommunizieren. Denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“

Es ist nach Watzlawick also nicht möglich, sich “nicht zu verhalten”. Da Kommunikation eine Form von Verhalten darstellt, kann man also auch nicht nicht kommunizieren. Kommunikation ist dabei nicht auf Verbales reduziert. Watzlawick hat festgestellt, dass wir auch über nonverbale Signale miteinander kommunizieren, die sich etwa in Mimik und Gestik widerspiegeln. Der Begriff der “Körpersprache” beschreibt dieses Verhalten recht gut.

Axiom 2:

„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“

Jeder hat wohl schon die Erfahrung gemacht, dass im Gespräch mit dem Gegenüber das Gesagte nicht das Gemeinte war. Nach Watzlawick prägt der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt. Ist die Beziehungsebene der beiden Gesprächspartner gestört, stört dies auch häufig die Sachebene. Eine Erweiterung des Kommunikationsmodells von Sach- und Beziehungsebene auf Selbstoffenbarungs- und Appellebene ist das Vierohrenmodell von Friedemann Schulz von Thun.

Axiom 3:

„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“

Watzlawick sagt, wir sind durch unsere subjektiven Reize, Bedürfnisse und Empfindungen geprägt und nur zu geringer Reflexion befähigt. So sind wir in einer Art immer gleicher Kommunikationsmuster gefangen. Wir agieren und wir reagieren spezifisch, so dass sich in einer Beziehung leicht die immer gleichen Abläufe manifestieren können.

Beispiel: Watzlawick brachte folgendes Beispiel zu diesem Axiom. Er zeichnete das Bild einer nörgelnden Ehefrau, deren Mann sich als Reaktion darauf zurückzieht – ein sich wiederholendes Muster entsteht.

Axiom 4:

Dieses hier ist etwas komplexer zu verstehen, aber gerade in Zeiten der Digitalisierung von Kommunikation besonders spannend: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.

Bei dieser Definition spielt wiederum der “Watzlawicksche Dualismus” zwischen Beziehungs- und Sachaspekt eine wesentliche Rolle. Für Watzlawick sind analoge Modalitäten die Beziehungsaspekte einer Nachricht und die digitalen Modalitäten die Sachaspekte einer Nachricht. Da sich die Nachrichtenübermittlung wie die gesamte Kommunikationsebene in einem Wechselverhältnis zwischen Beziehungs- und Sachebene befindet und die analoge Ebene mehrdeutig ist, kann es nach Watzlawick zu Kommunikationsstörungen kommen.

So kann ein Lächeln freundlich, aber auch sarkastisch gemeint sein.

Axiom 5:

„Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht.“

Watzlawick referenziert beim letzten Axiom auf die Gleichheitsebene. Er unterscheidet zwischen Kommunikation, bei der beide Partner die symmetrische Gleichheitsebene anstreben und jener, bei der das Verhältnis von einer Unterordnung des einen unter den anderen geprägt ist. Ein typischer Konflikt würde aufgrund solcher Beziehungsabläufe darauf hinauslaufen, dass der eine Partner gegenüber dem anderen Partner – bewusst oder unbewusst – Unterordnung erwartet. Dieser ist aber nicht bereit, sie ihm zu erweisen. Stattdessen strebt er eine Beziehung auf Komplementärebene an.

Beispiel: Jemand hält sich in einer Gruppe für eine Art Leitwolf bzw. Alphatier. Dieses Verhalten empfinden andere Mitglieder, vielleicht auch noch weltanschaulich durch Gleichheitsideale bestärkt, als anmaßend.

Die Entdeckung des gegenwärtigen Augenblicks

Paul Watzlawick hat im Laufe seines Lebens zahlreiche Werke zur Kommunikation verfasst. Seine Bücher „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ oder die „Anleitung zum Unglücklichsein“ sind absolute Standardwerke. Das gilt besonders für jeden, der sich (professionell) mit Kommunikation auseinandersetzt. Kommunikation nach Watzlawick ist bis heute profund analysiert und höchst empfehlenswert.

Mir wurde vor wenigen Jahren eine besondere Ehre zuteil. Ich durfte die einfühlsame Biografie “Die Entdeckung des gegenwärtigen Augenblicks“ vor Veröffentlichung lesen und kommentieren. Gekonnt verfasst hat sie übrigens seine talentierte Nichte. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Watzlawicks Werk noch ein klein bisschen besser verstehen möchte!

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