Warum eigentlich MediaPunk?

Heute was Grundsätzliches: Warum eigentlich MediaPunk? „Ah, der nächste Irgendwas-Punk oder -Rockstar… ist ja spannend – und erst innovativ.“ Wer hat sich das oder ähnliches nicht erst kürzlich selbst gedacht? Richtig, kein Mensch. Absolut niemand. Business Punk, Investment Punk, Golf Punk, Bike Punk… alles da, alles schon gesehen. Wahrscheinlich wollte ich deshalb kurz darauf eingehen, warum ich hier als MediaPunk auftrete. Denn die Frage danach ist absolut berechtigt. Auch, warum nicht als Irgendwas“-rockstar“. Nun, um das voraus zu schicken: Weil ich keine Rockmusik spiele. Aber mehr dazu im Beitrag.

Punk vs. das System

Lasst mich gleich mal mit hochtrabender Hybris beginnen. Der Punk Attitude liegt ihrem Wesen nach immer ein zumindest inhärenter Zweck zugrunde. Nonkonformismus und Rebellisches sind grundlegende Aspekte dieser Einstellung. Oft bedeutet das, ein Aufbegehren gegen etwas. Meist sind das systematisierte Zustände oder das System selbst in mehr oder weniger weit reichenden Formen. Früher und auch heute wurde dies auch im Erscheinungsbild deutlich gemacht. Das halte ich – für mich persönlich – heute für nicht zielführend, gleichzeitig kann ich die Symbolik durchaus nachvollziehen. Meinem Vernehmen nach geht’s aber vielmehr um Einstellung.

Klassische Beispiele, wogegen sich Punk positioniert, sind Gesellschaftsordnung und Machtverhältnisse. Insofern ist Punk zwangsläufig immer zu einem gewissen Grad politisch – und sei es, um eine Kontraposition einzunehmen. Darauf verzichtend ist es halt nur ein inhaltleeres Buzzword. Diese Attitüde kämpft (mit teils eigenen Mitteln) für eine Veränderung und Verbesserung der Zustände (dem eigenen Vernehmen nach, zugegeben). Deshalb ist natürlich lange noch nicht alles, das sich als Punk bezeichnet, auch tatsächlich Punk. So ist etwa „Business Punk“ meiner Ansicht nach ein von Gruner+Jahr zielgruppengerecht zusammengezimmertes Medium für Neo-Yuppies aus dem Establishment und politisch wohl am ehesten wirtschaftsliberal. Es ist ein – professionell gesehen – gutes, auf diese Zielgruppe hervorragend hingetrimmtes Medienprodukt. Aber sicher nicht Punk, dann eher mehr so der Rockstar.

Punk vs. Rockstar

Vom Rockstar unterscheidet sich der Punk in erster Linie in seiner Vision und Ambition. Der Rockstar ist ein egozentristischer Selbstzweck innerhalb etablierter gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Und: Er macht erfolgreich Rockmusik, das haben bei jüngeren Definitionen scheinbar viele vergessen. Im Wesentlichen ist der Rockstar ein Produkt. Das möchte er auch sein, darin möchte er funktionieren und davon das Beste für sich – auf Basis der aktuellen Strukturen und Verhältnisse – herausholen. „The Winner takes it all“. Der Punk begehrt hingegen – mit mehr oder weniger Nachdruck – dagegen auf und möchte diese Strukturen offen legen, um sie zu einem (wiederum: von ihm vermuteten) Besseren zu verändern und allen verständlich zu machen. Das ist ursächlich und tendenziell im politisch linken Spektrum zu verorten.

Klar gibt es auch Rockstars, die glauben, weil erfolgreich, politisch aktiv werden zu müssen. Das beschränkt sich dann meist auf das Schwadronieren über den Welthunger beim Gala Dinner. Die Systematiken, von denen sie profitieren, würden sie aber eher nicht hinterfragen. Den Bono-Rant an dieser Stelle kann sich jeder selbst gedanklich formulieren.

Die Frage nach der Anarchie

Interessant ist der Kampfbegriff „Anarchie“. Warum Anarchie von vielen Punks und Turbokapitalisten gleichermaßen gefordert wird und wo das Problem darin liegt, vielleicht Mal in einem eigenen Beitrag. Nur kurz dazu: Der Unterschied sind die „Heilsversprechungen“, die sich davon gemacht werden. Punks versprechen sich davon eine Art Selbstverwirklichung des Individuums. Libertäre und Turbokapitalisten träumen aus privilegierten Positionen heraus hingegen von absolut und grenzenlos ungezügelten Märkten, in denen das Kapital ungehindert und unreguliert akkumuliert werden kann (von ganz wenigen, natürlich). Aber, wie gesagt: mehr dazu später, vielleicht. Der Politikwissenschafter schlägt immer wieder mal bei mir durch.

Ein Unterschied noch: Punk ist im Kern eine Frage der Einstellung, Rockstar eine der Instrumentenwahl. Ich würde Gitarre empfehlen. Außerdem fände ich – wenn schon hinkende Vergleiche – den des SEO-, Social Media-, Marketing-, etc.-Operettensängers für die ganzen Dramafuzzis erheblich adäquater.

Also, warum eigentlich MediaPunk?

Um das alles zu einem kurzen Abschluss zu bringen. Warum -Punk? Weil ich Strukturen analysieren, verstehen und offen legen möchte und das aus einer humanistisch-aufklärerischen – und ja: tendenziell linken – Position heraus. Warum Media-? Naja, weil ich das in diesem Projekt vor allem im Medienbereich tue.

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