Postmoderne Kommunikation – was bedeutet das?

Die moderne Kommunikation war Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Entwicklung, getrieben von Standardisierung, Reproduzierbarkeit, Zugang und der Idee des geistigen Eigentums. Als Werke standen abgeschlossene Produkte im Zentrum. Heute ist postmoderne Kommunikation Vorläufer einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Das Produkt wird zum kontinuierlichen Prozess. Digitalisierung und Netzwerke lassen postmoderne Kommunikation kybernetisch werden und nicht länger linear.

In der Postmoderne digitalisiert sich die Kommunikation. Wo in der modernen Kommunikation das standardisierte Werk mit dem Akt des Druckens feststand, organisiert sich das postmoderne Wissen vernetzter und interaktiver. Allein die Idee des Hypertexts bricht diese bisherige Abgeschlossenheit auf. Nun wird die Idee des Produkts von der des kontinuierlichen Prozesses ersetzt. Veranschaulichen kann man dies etwa am Vergleich einer gedruckten Enzyklopädie und Wikipedia mit seinen kontinuierlichen, dezentralen Bearbeitungsschleifen. Das Druckwerk und seine klar bestimmte, begrenzte Zahl an Fakten wird durch ein unbegrenztes Feld mit zahllosen Informationen und Referenzen ersetzt. Dabei ist wichtig, den richtigen Einstiegspunkt zu finden.

Postmoderne Kommunikation: vom Produkt zum Prozess – die Fluidität des Augenblicks

Für die Kommunikation bedeutet dies nichts weniger als gravierende, grundsätzliche Veränderungen. Von einer exklusiven und autonomen Charakteristik der modernen Kommunikation hin zu einer offenen, inklusiven und relationalen Herangehensweise. Dies wirkt auch auf den Umgang damit. War es früher legitimes Ziel, Wissen (oder ein Buch – also dessen Artefakt) zu besitzen, antiquiert sich dieser Eigentumsgedanke heute. Postmoderne Kommunikation zeichnet sich vielmehr durch den richtigen Zugang im richtigen Moment aus.

Dieser Transformationsprozess stellt auch die bisherige Idee der Urheberschaft in Frage. So ist klar, dass ein abgeschlossenes Werk viel eindeutiger einem Urheber zuzuordnen ist. Die postmoderne Kommunikation steht hingegen noch vor ihrer eigenen partiellen Unvereinbarkeit von offenen, relationalen und prozesshaften Werken mit der Idee eindeutigen geistigen Eigentums, die in der modernen Gesellschaft wurzelt. Ebenso ist die Vorstellung des fertigen Produkts als Maßstab mittlerweile aus der Zeit gefallen.

Vom Kommerzdruck zur Kommerzdigitalisierung

Die Druckerpresse wurde vom Rechner als zentrales Faktotum der postmodernen Gesellschaft abgelöst. Parallele Prozesse, das Management von Zugängen und die Vermarktung kultureller Ressourcen sind für die Postmoderne das, was für die Moderne Standardisierung und Reproduzierbarkeit waren. Dies hält natürlich Einzug in das kollektive und individuelle Bewusstsein. Ebenso, wie der Buchdruck die Menschen für die Organisation der Moderne vorbereitete und erzog, tut dies die postmoderne Kommunikation für das nachfolgende Zeitalter. So verändern digitale Prozesse das menschliche und gesellschaftliche Bewusstsein – und erhalten vielleicht bald auch direkten Zugang dazu.

Der postmoderne Philosoph Jean-Francois Lyotard erkennt in der Moderne das Problem, dass die ihr zugrunde liegenden Annahmen auf Ausschluss (Exklusivität und Abgeschlossenheit) und Eliminierung der Heterogenität (Standardisierung) beruhen. Ziel muss es also sein – auch und insbesondere für die postmoderne Kommunikation – diese Schwachstellen zu korrigieren.

Geschwindigkeit und Öffentlichkeit

Die Taktung und das Volumen von Kommunikation steigen. Zeit und Raum verlieren als determinierende Faktoren der Moderne folglich an Relevanz. Interaktive Orte gewinnen an Bedeutung, Aktion und “Teleaktion” vermengen reale und virtuelle Umgebungen. Die Menge an verfügbarer Information steigt.

Postmoderne Kommunikation birgt neben großen Potenzialen für eine bessere Gesellschaft auch Gefahren. So verliert das Private an Wert und wird in die Öffentlichkeit gezerrt. Die Prozesse werden zwar inklusiver, doch gleichzeitig ist ein Ausschluss davon noch viel exkludierender, als es davor vorstellbar schien. Wie sich die Moderne die Gesellschaft vermittels Lesen als zentraler Kulturtechnik erzog, muss es die Postmoderne mit Rezeptionsfähigkeit und Filtermechanismen tun. Das Subjekt muss weiter im Zentrum stehen bleiben und darf sich nicht in einer Ansammlung von Prozessen auflösen und verlieren. Das wird auch nicht geschehen. Es ist an der postmodernen Kommunikation, die Verantwortung für eine positive Weiterentwicklung in der Gesellschaft zu tragen und den Humanismus im Zweifel immer über den Kapitalismus zu stellen.

Denn bei allen Veränderungen: Eines hat nach wie vor Gültigkeit. Sprache konstituiert Realität. Jacques Derrida erkannte in ihr gar eine Totalitarität. Alles sei Text, von dem es kein Außerhalb gäbe.

…und so meine nahe liegende Schlussfolgerung: Text ist geronnene Sprache, Hypertext demnach permanent gerinnende. Folglich verändert das die Dynamik der Kommunikation unweigerlich.

 

Zur Definition von Moderner Kommunikation

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