Blendle – ein Zwischenfazit

Bevor am Montag die deutsche Blendle-Version auch offiziell gelauncht wird, ist es nach gut zehn Tagen Zeit für ein Zwischenfazit der Beta-Version: Einfaches Prinzip – logisches Handling, noch Potenzial bei Special Interest und „Geschmeidigkeit“ der App

Zunächst mal bedeutet hier deutsch bundesdeutsch. Österreichische Kooperationspartner sind derzeit noch keine mit an Bord. Für mich aus beruflicher Sicht übrigens auch interessant: Corporate Magazine werden keinen Zugang zu Blendle erhalten, wie mir die freundlichen Holländer mitteilten.

Blendle-Anfrage-Dirk

 

Blendle Hands-on

Der Einstieg

Da mich Blendle schon länger interessiert (sofern man das bei einem erst einjährigen Start-Up sagen kann – aber hey, was die in dieser kurzen Zeit geschafft haben – wow!), hatte ich, wie gesagt, die Möglichkeit, die Beta zu testen. Dazu gab’s 2,50 EUR Startguthaben. Wenn man zusätzlich Guthaben auflädt, gab’s nochmal 2,50 EUR drauf. Kurzum: Ich hatte 5 EUR einbezahlt und dafür den Gegenwert von 10 EUR zur Verfügung. Zu Beginn habe ich aus dem Vorhandenen meine Favoriten gewählt – in Form von Zeitungstiteln und Themen. Darauf basierend erreicht mich täglich ein Newsletter, der für deutsche Inhalte im Berliner Blendle-Office kuratiert wird. Wer das nicht mag, kann’s wohl auch abbestellen.

Zu meinem Nutzungsverhalten

Bisher habe ich etwa vier Lese-Sessions hinter mir. Drei von vieren erfolgten auf meinem 7-Zoll Lenovo-Pad, das sich aufgrund seiner Größe mittlerweile zu einem Vademecum für mich entwickelt hat.

Mit Blendle drauf habe ich theoretisch einen umfangreichen digitalen Kiosk in Rucksack oder Tasche – und das kann man praxiserprobt auch tatsächlich so stehen lassen.

Die erste Session war eine grundsätzliche. Der erste Wiedereinstieg nach Konfiguration „meines“ Blendles. Ich habe mich umgesehen, versucht, zurecht zu finden (was ganz gut gelungen ist) und dabei auch gleich in drei, vier Artikeln geschmökert. Sessions Zwei und Vier wurden durch die inhaltlich recht gelungenen und meinen angegebenen Interessen entsprechenden Newsletters getriggert, die mich via Gmail abholten. Eine davon, wie gehabt am Tablet, die andere vom Notebook aus. Auch am Notebook gab’s keine gröberen Probleme. Dennoch bevorzuge ich das Ganze am Tablet. Der banale Grund dafür ist wahrscheinlich, dass ich meine, dabei ein entspannteres, „freizeitlicheres“ Leseerlebnis zu haben.

Sei’s wie es sei: Session Nummer Drei war genau eine solche. Ich habe Blendle am Wochenende schlicht anstatt einer (mir gerade nicht verfügbaren) gedruckten Zeitung zur Hand genommen, um in der „Zeit“ zu schmökern. Funktioniert prinzipiell, strahlt aber noch nicht den angelernten „Zeit“-Charme aus. Das ist aber wohl schlichtes Romantisieren, das sich ganz schnell durch Convenience ablösen lässt. Ein Problem dabei, ein so umfangreiches Werk wie die „Zeit“ auf Blendle zu lesen, ist die großformatige Aufbereitung. Währen das recht annehmbar gelöst ist, sobald man in einen konkreten Artikel geht, verlief das Blättern in der Gesamtausgabe leider nicht besonders geschmeidig. Hier sollte jedenfalls noch nachgebessert werden. Ebenso kommt es noch zu kleineren Unstimmigkeiten wie fehlerhaften Wort-Abteilungen oder deplazierten Bildern. Aber das sei einer Beta-Version zugestanden.

Im Schnitt habe ich pro Session etwa zwei bis drei Euro ausgegeben und jeweils etwa fünf längere Artikel gelesen, Zeit pro Session in etwa 30 bis 40 Minuten, außer die am Wochenende, da habe ich länger damit zugebracht. Um es noch zu erwähnen: Es gibt die Möglichkeit, sich das Geld für einen Artikel, der einen enttäuscht hatte, zurück zu holen. Das war bei mir aber noch nicht notwendig.

Mein Blendle

Das Angebot

Die großen deutschen Verlagshäuser sind mit ihren Titeln an Bord. Wer also Spiegel, Zeit, FAZ, Süddeutsche, Welt etc. lesen mag, wird all dies finden. Auch der Boulevard ist am Start.

Bisherige Auswertungen zeigen jedoch, dass auf Blendle vorwiegend Qualitätsjournalismus funktioniert – das ist doch schön!

Boulevard verlangt der Kunde online wohl weiterhin gratis. Österreichische Medien scheinen noch keine mit an Bord zu sein. Schade, aber wohl nur eine Frage der Zeit. Meinen bisherigen Erfahrungen nach könnte das Format geradezu ideal für etwa Datum, Falter oder Profil sein, oder auch für die Palette des Red Bull Mediahouse oder das Projekt NZZ.at. Wird schon noch kommen.

Auch bei Special Interest-Publikationen kann man sich noch steigern. 11Freunde oder Neon gibt’s bereits, da geht aber noch mehr. Wünschenswert wären etwa auch Titel kleinerer Verlage.

Fazit Blendle

Alles in allem fällt das bisherige Resümee recht gut aus. Für die Wochenend-Session auf der Couch hält Blendle das parat, was man sich davon erhofft. Ein guter Start, würde ich meinen, auf einen Weg, den man nun gehen muss. Interessant wird sein, ob ein von großen Verlagen unterstütztes Projekt gegen die seitens der Plattformen selbst forcierten Lösungen von Google, Apple und Facebook bestehen kann oder eines Tages darin aufgehen wird.

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